Die Pharaonen von Ägypten

Thutmosis III.

Mencheperre
Um 1504 - 1450 v. Chr.

Thutmosis III.Thutmosis III. konnte sein rechtmäßiges Erbe erst nach dem Tod der Königin Hatschepsut antreten. Senenmut der mächtige Wesir und Hatschepsuts Stütze bei Hof war im letzten Jahr verstorben und stand dem jungen Herrscher nun nicht mehr länger im Wege.

Thutmosis konnte sich ebenso wie Hatschepsut auf familiäre Bindungen berufen, da er mit der Prinzessin Neferure verheiratet gewesen war. Bei seiner Thronbesteigung war er also Witwer und so nahm er seine Stiefschwester Hatschepsut-Meritre zur Hauptfrau. Sie sollte die Mutter seines Thronerben Amenhotep II. werden. Während der Regentschaft von Hatschepsut war Thutmosis sorgfältig von den Regierungsgeschäften ferngehalten worden. Seine spätere Kühnheit auf dem Schlachtfeld, zeugt von einer in der Armee verbrachten Jugend.

Unter Hatschepsuts friedlicher Regierung war den Ägyptern die Oberhoheit über Syrien und den Libanon entglitten. Einige Regionalfürsten hatten ihre Gefolgschaft aufgekündigt und verbündeten sich lieber mit dem ihnen näherliegenden Königreich Mitanni. Dieser Zustand sollte sich unter der Regierung von Thutmosis III. radikal ändern. Sobald sein Herrschaftsanspruch gefestigt war, ging er als erstes daran die Denkmäler seiner Vorgängerin zu usurpieren und ihre Namen darauf zu tilgen. Besonders arg wütete er am Totentempel Hatschepsuts, an dem er viele Reliefs und zahlreiche Stauen zu Trümmerhaufen zerstören ließ, die später dann als Steinbruch dienten. Das schlimmste war dann als er im Karnaktempel die von Hatschepsut aufgestellten Obelisken einmauern ließ, damit man die Inschriften nicht mehr lesen konnte. Dadurch blieben die tiefer gelegenen Inschriften hervorragend erhalten und konnten inzwischen auch wieder freigelegt werden.

Auf einem Felsvorsprung in Deir el-Bahari, zwischen Mentuhoteps-Tempel und dem Bauwerk der Hatschepsut, ließ Thutmosis III. seinen eigenen kleinen Tempel errichten. In den letzten Jahren wurden dort von einem polnischen Ausgrabungsteam unglaublich frisch erhaltene Reliefs gefunden, die darauf hindeuten, das der Tempel kurz nach seiner Fertigstellung bereits von einer herabstürzenden Felslawine zerstört wurde. Nicht weit davon entfernt ließ Thutmosis III. ein Heiligtum für die Kuhgöttin Hathor in den Felsen hauen, das mittlerweile fast zerstört ist. Dieser Schrein wurde mit Sicherheit von Thutmosis gestiftet, denn die Wandmalereien zeigen ihn mit seiner Gemahlin Meritre.

Im zweiten Jahr seiner bis dahin souveränen Regierung, eröffnete Thutmosis die Kampfhandlungen im Osten. Der Verlauf wird auf den Innenwänden des Granit-Heiligtums in Karnak glaubwürdig geschildert. Dieser Feldzug war ein Meisterstück an sorgfältiger Plánung und Kaltblütigkeit. Innerhalb von 10 Tagen stand der Herrscher vor den Toren der Stadt Gaza, nahm die Stadt ein und zog weiter bis nach Jehem. Das Ziel des Pharao aber war die Stadt Megiddo, wo sich der aufsässige Prinz von Kadesch verschanzt hatte. Drei Wege führten nach Megiddo, zwei davon auf breiten sicheren Straßen und einer davon durch einen engen Pass. Genau diesen Weg wählte Thutmosis III. entgegen dem Ratschlag seiner Heerführer. Thutmosis marschierte an der Spitze seiner Kolonne durch den Pass, doch dieses Wagnis sollte sich noch auszahlen. An der Mündung des Wadis konnte er feststellen, das seine Feinde ihn auf der breiten sicheren Straße vermutet hatten und er so genau zwischen die Nord- und Südflanke der gegnerischen Armee gelangt war. Am anderen Tag wurde die Schlacht eröffnet und der Feind vernichtend geschlagen. Die gegnerischen Truppen wandten sich in verzweifelter Flucht nach Megiddo und wer nicht mehr durch die Tore kam, wurde an den Kleidern über die Mauer gezogen. Unglücklicherweise unterbrach das ägyptische Heer die Verfolgung um die feindlichen Lager zu berauben, was dem Gegner Zeit gab seine Stellung innerhalb der Stadt zu festigen und eine siebenmonatige Belagerung nach sich zog. Innerhalb von 5 Monaten zog Thutmosis III. von Theben aus die syrische Küste entlang, focht mehrere Schlachten aus, eroberte dabei drei Städte und kehrte zu seiner Siegesfeier in seine Hauptstadt zurück. In den folgenden 18 Jahren musste er diesen Feldzug jeden Sommer wiederholen. Im Jahr 42 seiner Regierung gelang es Thutmosis die Stadt Kadesch einzunehmen, was einem Höhepunkt in seiner militärischen Karriere gleichkommt. Der Pharao entsandte auch mehrere Strafexpeditionen nach Nubien, wo er in Amada und Semna Tempel erbauen ließ. Thutmosis wurde nicht zu Unrecht als Napoleon des alten Ägyptens bezeichnet.

Im letzten Jahrzehnt seiner Amtszeit konnte er seinem Sohn und Nachfolger Amenhotep II. ein mächtiges und wohlgeordnetes Reich hinterlassen. Durch die vielen Feldzüge brachte der Pharao natürlich auch reichlich Beute mit nach Ägypten. Dies ermöglichte ihm die Verschönerung und Ausstattung vieler Tempel, vor allem im Amuntempel in Karnak. Thutmosis III. ließ am Ostrand des Tempelbezirks einen neuen Tempel errichten, dessen Architektur in Ägypten einmalig ist. Die ungewöhnlich geformten Säulen dieser sogenannten Festhalle stellten wahrscheinlich die Masten des königlichen Militärzeltes dar. Hinter dieser Halle befindet sich ein kleiner Saal der als Botanischer Garten bezeichnet wird, da die Wandmalereien mit Pflanzen und Tierbildern aus Syrien geschmückt sind, die der König in seinem 25. Jahr mitgebracht hatte.

Thutmosis starb etwa im Jahr 1450 v. Chr. und wurde im Tal der Könige auf halber Höhe der Felswand beigesetzt.

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Text von Gabriele Schwarz